Eye-Tracking-Studie für Effekte in Erklärvideos

Zusammen mit der Universität Pforzheim führte ich eine Studie zur Wirksamkeit von visuellen und auditiven Effekten in Erklärfilmen durch.

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Die Fragestellung der Studie

Als Produktmanager für E-Learning-Produkte der youknow GmbH fragte ich mich immer wieder auch kritisch, wie gut unsere Erklärvideos und interaktiven E-Learnings tatsächlich die Aufmerksamkeit der Zuschauer lenken können. Denn wenn man das schafft, vermittelt man logischerweise deutlich besser die Information, die man in den Köpfen als Wissen platzieren möchte.
Wir wollten herausfinden, wie sich auditive und visuelle Effekte auf die Aufmerksamkeit der Lerner:innen auswirkte und ob sie ihre Aufmerksamkeit immer fokussieren, oder in manchen Fällen auch streuen. Kleiner Spoiler: Manchmal ist weniger auch hier auf jeden Fall mehr.
Die konkreten Fragestellungen für die Studie waren:

  • Welche Auswirkungen haben verschiedene Design-Konzepte (Gezeichnet mit wenigen Farben und Animationen VS digital illustriert mit vielen Farben und Animationen)
  • Wie hoch ist die allgemeine Sympathie/Antipathie gegenüber der Erklärfilme?
  • Wie wird der zusätzliche Einsatz von zusätzlicher Farbe in gezeichneten Erklärvideos wahrgenommen?
  • Wie werden zusätzliche Animationen im Hintergrund von digital-illustrierten Erklärfilmen wahrgenommen?
  • Wie wirken sich Sound-Effekte auf seine Zuschauer:innen und seine Aufmerksamkeit aus?

Universität Pforzheim als Partner

Es war nicht nur aus vermarktungstechnischen Gesichtspunkten wichtig, eine neutrale und wissenschaftliche Instanz als Partner zu finden, sondern auch tatsächlich wichtig für meinen und unseren Quelitätsanspruch. Deshalb schlossen wir uns für diese Studie mit der Universität Pforzheim als Partner zusammen und setzen gemeinsam das Setup für die Studie auf.

Die Testumgebung

Die Probandinnen und Probanden waren zu 60% weiblich und zu 40% männlich. Insgesamt verglichen wir sechs unterschiedliche Erklärvideos aus eigener Produktion und ließen auch einen wirklich hochwertigen Wettbewerber-Erklärfilm mitspielen, um zu überprüfen, ob unsere Videos hier dennoch die Nase vorne haben würden.

Testen, testen, testen

Als das Setup klar war, starteten die fleißigen Menschen der Uni Pforzheim mit den ausführlichen Tests. Dabei wurde mit modernen Eye-Tracking- und Gesichtserkennungsmethoden die Reaktion auf die verschiedenen Erklärvideo-Varianten getestet.

Eye-Tracking

Klassisches Eye-Tracking kennen Sie vielleicht bereits. Dabei werden über eine hochauflösende Kamera die Bewegungen der Pupillen der Versuchsperson aufgezeichnet und können dann als eine Hitzekarte über das Video gelegt werden. Legt man dann alle Eye-Tracking-Daten in einer Heatmap zusammen, erkennt man, in welchen Momenten die Aufmerksamkeit gut fokussiert werden konnte und in welchen es wiederum nicht so gut geklappt hat:

In diesem Videoschnipsel wurden alle Eye-Tracking-Daten der Versuchspersonen zusammengefasst und ergeben so ein Wärmebild Aufmerksamkeit über das Erklärvideo hinweg.

Expression-Tracking (Emotionen des Gesichts)

Die zweite Messmethode nennt sich Expression-Tracking und ist noch eine relativ neue Methode. Deshalb ist sie auch noch relativ unscharf, aber sie ermöglicht das Quantifizieren von Emotionen über die Zeit hinweg. Deshalb sind diese Daten trotz der Unschärfe bereits jetzt interessant - vor allem wenn man dann wieder alle Daten übereinanderlegt. Denn wenn beispielsweise an einer Stelle im Video plötzlich bei allen Probandinnen und Probanden der "Happy"-Wert nach oben schießt, hat man dennoch einen soliden Indikator, aus dem man wiederum neue Schlussfolgerungen ziehen kann.
In der Praxis sieht eine solche Aufnahme dann zum Beispiel so aus:

Dieser Ausschnitt aus einem Expression-Tracking zeigt links das Erklärvideo, das der Proband sieht, rechts oben ist der Proband selbst. Sie sehen über seinem Gesicht das von der Software erkannte Gesicht und im unteren Bereich des Bildes die gemessenen Emotionen.

Ergebnisse der Studie

Ergebnisse für digital-illustrierte Erklärfilme

Generell wurden die digital-illustrierten Erklärfilme durch die Bank positiv bewertet. Für diesen Erklärfilmstil hatte die Studie vor allem den Fokus auf die Auswirkungen von Hintergrund-Animationen. Das Fazit dazu ist: Grundsätzlich wirken sie sich positiv auf die Stimmung aus, allerdings leidet die Aufmerksamkeit darunter. Es geht also hier darum, die Balance zu halten und Hintergrundanimationen dafür einzusetzen, um den Blick und somit die Aufmerksamkeit ganz gezielt zu lenken.

Ergebnisse für gezeichnete Erklärfilme

Die gezeichneten Erklärvideos kommen grundsätzlich positive an. Ein besonderes Merkmal dieses Stils ist die Hand, die immer wieder neue Elemente in das Bild schiebt, sie verändert oder entfernt. Dadurch ist sie oft der größten Aufmerksamkeitsmagnet. Für diesen Erklärfilmstil haben wir außerdem die Auswirkung von mehr Farbe im Bild getestet. Üblicherweise sind gezeichnete Erklärfilme überwiegend minimalisitisch in schwarz-weiß gehalten. Bringt man gezielt mehr Farbe dazu, hat man die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit sehr gezielt zu lenken.

Ergebnisse zu Geräuschen

Die getesteten Sound-Effekte waren in bestimmten Fällen in der Lage, Aufmerksamkeitssprünge zu verstärken. In der Regel werden diese Geräusche so wie der Klangteppich in Form der Hintergrundmusik nicht bewusst wahrgenommen, aber es hat sich gezeigt, dass sie gezielt eingesetzt durchaus Potential für das Lenken von Aufmerksamkeit haben. Außerdem war klar ersichtlich, dass Hintergrundmusik und Sounds die Stimmung des Erklärvideos prägen und so auch starke Auswirkungen auf die empfundenen Emotionen haben können.

Ergebnisse zu Farben

Ganz allgemein fiel auf, dass helle und freundliche Farben auch tatsächlich positiv wahrgenommen werden. Das war zwar auch bereits vor dieser Studie allgemein bekannt, allerdings ist es natürlich immer schön, zu sehen, dass man eine solche These immer wieder aufs Neue bestätigen kann.
Wichtig ist außerdem, Farben gezielt einzusetzen und auch bei Hintergründen einfach und zurückhaltend zu bleiben. Wie so oft gilt auch hier: Weniger ist mehr.

Los geht's!

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